Der Kleinmachnower Gemeindevertreter Jakob Bleek geht im November 2024 für 10 Monate „weltwärts“ als Sporttrainer nach Sambia. Wie kam es dazu und wie will er sein Mandat aus dieser Entfernung angemessen ausfüllen?
Eine Chronik, die Antworten liefern soll
Als ich mich im Herbst 2023 gefragt habe, was ich nach dem Abitur machen möchte, wusste ich nur, dass ich nicht direkt mein Studium beginnen möchte. Ich wollte ein Jahr Erfahrungen sammeln und meinen Charakter festigen, bevor ich mich in den Universitätsalltag stürze. In den Herbstmonaten bin ich dabei immer wieder dem Begriff „weltwärts“ begegnet. Eine kurze Suche auf der Webseite mit dem Filter „Englisch“ und „Sport“ führte mich zu einem internationalen Freiwilligendienst im Bereich Sport in Afrika.
„Das hört sich doch gut an“, dachte ich mir.
Die Hoffnung stirbt zuletzt… oder wird Realität
Der 18. November 2023 war ein sonniger Tag. Im Kalender steht neben „GE LERNEN“ und „leni geburtstag feier“ auch noch „listenaufstellung 11-16“. Mit Aufregung in der Brust und meiner Bewerbungsrede im Sportbeutel radelte ich zur Alten Schule Kleinmachnow. Einige Stunden später war die Wahl von Listenplatz 10 an der Reihe. Nachdem ich meine Rede vorgetragen hatte, musste ich mich noch einigen Fragen zu meinen Zukunftsplänen stellen. Nach der Stimmabgabe wurde das Wahlergebnis verkündet: Der Ortsverband hat mir einstimmig sein Vertrauen ausgesprochen.
Einen Tag vor Notenschluss am 14. Dezember erreichte mich eine Mail vom „Allgemeinen Sport Club Göttingen“ (ASC) – meine „weltwärts“-Bewerbung wurde angenommen.
„Wer wird schon von Listenplatz 10 in die Gemeindevertretung gewählt? Die ersten sechs – mit Glück sieben – Listenplätze werden einziehen.“ Das dachte ich mir im Wahlkampf, der trotz dieser Gedanken nicht weniger Spaß gemacht hat. Der Wahlabend sollte mich eines Besseren belehren. Eine einfache Rechnung ergab 542 * Vertrauen = Jakob in der Gemeindevertretung. Kurz nach den Abiturprüfungen ließ die nächste Herausforderung nicht lange auf sich warten.
Mandat abgeben oder behalten, das ist hier die Frage
Es hört sich erst einmal absurd an: Gemeindevertreter aus Sambia, das funktioniert doch nicht.
Das dachte ich auch zuerst. Bis ich darauf hingewiesen wurde, dass man an der Gemeindevertretung digital teilnehmen kann. Auch die Möglichkeit der Ausschussteilnahme per Video ist seit der Novellierung der Kommunalverfassung im März 2024 unter Umständen ein Anspruch im Rahmen des aktiven Teilnahmerechts. (siehe § 44 Abs. 9 Satz 1 BbgKVerf) Die Kommunalaufsicht bestätigt außerdem: „Die derzeitige Geschäftsordnungsregelung der Gemeindevertretung Kleinmachnow, wonach es eine Teilnahme per Video in den Ausschüssen nicht gibt, verstößt gegen § 34 Abs. 2 Satz 2 i. V. m. § 44 Abs. 9 Satz 1 BbgKVerf. Bis zur Anpassung der Geschäftsordnung an die Kommunalverfassung, ist die gesetzliche Regelung maßgeblich.“
Probieren geht über Studieren
Mit meiner Wahl zum Gemeindevertreter haben mir vor allem junge Bürger*innen aus Kleinmachnow ihr Vertrauen ausgesprochen. Gerade für unsere Lebenswelt ist der Um- und Aufbruch ganz normal. Genau mit dieser Perspektive möchte ich weiterhin versuchen, in der Gemeindevertretung Kleinmachnow mehr Orte für Jugendliche zu fordern, Kinder- und Jugendbeteiligung stärken und konsequenten Klimaschutz durchsetzen.
Es wäre für mich wohl am einfachsten, mein Mandat abzugeben und jemanden aus unserer Liste nachrücken zu lassen. Der einfachste Weg ist aber oft nicht der Beste und ich möchte verantwortlich mit dem Votum der Wähler*innen umgehen. Dafür habe ich die volle Unterstützung von meiner Fraktion, meiner Familie und dem ASC.
Für die vier Jahre danach habe ich mir vorgenommen, in Berlin zu studieren und weiter in Kleinmachnow Politik zu machen.
Die Zeit wird zeigen, ob ich das Mandat meinen Ansprüchen entsprechend ausfüllen werde. Ich will aber nicht sagen, dass ich es nicht wenigstens versucht habe.
Frisch gewagt ist halb gewonnen!